Rezension – Kanzlei Hilfreich

RobertScheckulin,BerlinerKrimiBuchhandlungHammettüber„AnwaltHilfreich”vonKaJoFrings

Komisch, dass mir die Qualität von KaJo Frings’ Prosa erst jetzt aufgeht, wo ich seine Anwaltsgeschichten am Stück hintereinander weglese, zehn, fünfzehn auf einmal, anstatt wie sonst immer am Frühstückstisch monatlich eine in der jeweils aktuellen „Kreuzberger Chronik”. (Das wunderbare, unverwechselbare, schön schlank hochformatige Gratismitnehmmagazin feiert übrigens gerade 20-jähriges Jubiläum, mit einer Ausstellung im FHXB Museum in der Adalbertstraße, und KaJo Frings wird sein Buch am 29. Juni abends ebendort vorstellen. – Herzlichen Glückwunsch dem „Kreuzberger”, wie die Leute das beliebte Heft auch verkürzt nennen, und weiter so!)

KaJo Frings’ Notizen aus dem Alltagsleben eines jungen – oder mittlerweile schon älteren – Anwalts im Kreuzberg der 80er, 90er usw. Jahre sind gleichermaßen Herz und Hirn erfrischende, pointierte Kürzestgeschichten, üblicherweise eineinhalb bis zwei Seiten lang. Es ist gut, und nicht bloß schön, dass diese Dinger jetzt gesammelt in Buchform vorliegen!

„Fliegende Teller” fängt zum Beispiel so an: ,,Es gab eine Zeit, in der Jens Hilfreich noch daran glaubte, dass sich Menschen durch gute Argumente in ihrer festgefahrenen Überzeugung ändern lassen. Es waren die Lehrjahre eines noch sehr jungen und optimistischen Juristen, der sich sogar zutraute, Lehrer beim Streit um das Umgangsrecht für die Kinder aus der geschiedenen Ehe zu vertreten.” – Da hält man erst mal inne und holt Luft und schmunzelt.

Ja, diese Geschichten sind tatsächlich aus dem allzumenschlichen Alltagsleben im multikulturellen Kreuzberg gegriffen, einem Kreuzberg hinter den touristischen Kulissen. Überwiegend witzig – wie witzig, ging mir ebenfalls erst jetzt anhand dieses Sammelbändchens so richtig auf – und oft anekdotenhaft, wie eine Tresengeschichte.

Vielleicht waren’s ja alles erst mal Tresengeschichten, dann zu literarischer Kurzprosa geschliffen und poliert.

Bei manchen Geschichten bleibt einem allerdings auch ein Kloß im Hals stecken. ,,Berliner Zimmer”, 14 Seiteri und 7 Geschichten weiter, kann’s in jeder Hinsicht mit den gepriesenen Bestsellerstorys von Kollege Schirach aufnehmen, hat sogar den Vorteil radikaler Kürze, umso mehr Zeit bleibt zum Nachdenken. Hier bei KaJo Frings wirkt absolut nichts an den Haaren herbeigezogen oder konstruiert. Das ist alles völlig uneitel und nie geschwätzig. – Hut ab, meine Hochachtung! Viele kleine Geschichten, ein einziges großes Lesevergnügen!

RS/ 24.06.2018

Berliner Anwaltsblatt:

Der Kollege KaJo Frings, 1952 geboren und seit 1982 als Rechtsanwalt in Kreuzberg tätig, hat für die monatlich erscheinende „Kreuzberger Chronik“ über Jahre hinweg kleine Geschichten aus dem Anwaltsleben verfasst, nämlich über die Kanzlei Hilfreich (siehe oben den Titel).

Diese Geschichten sind nun in einem Buch zusammengefasst worden. Dem Anlass entsprechend werden 42 kurze Anwaltsgeschichten (jeweils max. zwei Taschenbuchseiten) nebst einer längeren dem Leser dargeboten. Der Bogen der Geschichten spannt sich von den achtziger Jahren bis in die Jetztzeit und erzählt vorwiegend von Zivil- und Strafrechtsfällen. Das Besondere an diesen gut erzählten Kurzgeschichten ist jedoch nicht der jeweilige juristische Sachverhalt, sondern die Art und Weise, wie Rechtsanwalt Hilfreich die Probleme angeht.

Hier ist kein Subsumtionsautomat unterwegs, sondern jemand, der zuhören kann und mit Menschenverständnis versucht, gerne auch nichtjuristische Lösungen für die Probleme der Mandanten zu finden. Das Ganze ist schnörkellos und pointiert erzählt. Es wird durch die Geschichten auch sichtbar, wie sich Kieze verändern.

Wer kurzweilige Geschichten lesen möchte, die mit unserem Beruf zu tun haben, mit immer wieder überraschenden Lösungen, dem sei dieses Buch unseres Kollegen wärmstens empfohlen.

Autor Rechtsanwalt Thomas Röth